Kroatien: Vorbereitungen treffen und Flammkuchen essen

Am Morgen nach der Nachtaktion nahe der slowenisch-kroatischen Grenze packen wir zügig unser Zelt zusammen. Auch jetzt fahren zwei Fahrzeuge mit verdunkelten Scheiben den Weg hinunter zum Grenzfluss, wenig später wieder hinauf. Als alles aufgesattelt ist, überlegen wir, ob wir nun den Berg gar hinauf strampeln oder weiter am Fluss entlang fahren. Wir haben weniger als 50 km für den Tag vor uns, und nur etwa 7 km, bis der Weg zu Häusern gelangt und auf eine Straße führt. Wir entscheiden uns für letzteres, heute wollen wir den Ausblick auf den Fluss und die Ruhe im Wald aber genießen. Und wenn man nicht gerade einen Zeltplatz sucht, ist es auch wirklich eine schöne Umgebung. Ich muss noch eine Zecke am Bein entfernen, als letzte Erinnerung an die Tour der vergangenen Nacht. Der Zecken-Counter ist damit ausgeglichen und steht zwischen uns beiden 1:1.

Für den Grenzübertritt sind wir auch diesmal gut informiert, für Geimpfte ist die Einreise nach Kroatien ohne weitere Tests und Einschränkungen möglich. So haben wir bei der Grenzkontrolle den Ausweis parat und die richtige Seite im Impfpass aufgeschlagen. Die Dame im Grenzhäuschen sieht sich die Dokumente ohne Äußerung einer Geste an, dann reicht sie sie uns und nickt uns für die Weiterfahrt zu. Schon 09:30 sind wir drin, Hallo Kroatien, das hat doch gut funktioniert 🙂

Unsere Route führt uns nach Karlovac. Nicht weil Karlovac so eine schöne Stadt ist, oder uns interessiert, nein, weil es die einzige Stadt in näherer Umgebung in Richtung Bosnien Herzegowina ist, in der ein PCR-Test angeboten wird (zumindest, wenn man im Landesinneren und nicht entlang der touristisch und viel befahrenen Küstenstraße fahren will). In Karlovac wollen wir also den Test machen und dann Innerhalb von 48 h an der Grenze sein. Zunächst überlegen wir noch, über die Plitvice Seen zu fahren. Das hat aber mehrere Haken: der Eintritt in den Nationalparks kostet 20€/Person, wenn man den Park nicht als tagesfüllendes Programm nutzen kann, weil die Zeit dafür fehlt, sehen wir die Investition doch als sehr hoch an. Es sind viele Kilometer und wir wissen 1. nicht was man in dem Park beradeln kann, ob wir im Zweifel zum Eingang zurück laufen müssen, und 2. ab wann genau die 48h laufen (Probenentnahmezeit? Übermittlung des Ergebnisses?) Ich dachte erst, man könne den Test morgens machen, weiterradeln, und bekommt dann im Laufe des Tages eine E-Mail. Doch auf der Seite des Auswärtigen Amtes steht: ausgedrucktes Originaldokument nötig. Zu viele Fragezeichen und damit streichen wir die Seen von unserer Liste zu Gunsten einer Direktfahrt zur Grenze.

Nach Karlovac sind es nun nur noch 32 km – easy, denken wir. Doch es geht auf und ab, steil auf und ab, ohne Unterlass Gang 14-1-14-1. Das ist zermürbend, und ich bin heilfroh, als wir endlich da sind. Gut, ich bin erst einmal schlecht gelaunt, weil mich die Strecke so angestrengt hat. Doch einen kleinen Burek später, den Till schnell besorgt, ist die Laune gehoben und die Welt wieder eine andere. Einkaufen ist hier das 1. Mal spannend: nicht nur weil es das 1. Mal günstiger ist als in Deutschland, sondern weil es das 1. Mal auf dieser Reise eine andere Währung gibt: kroatische Kuna. Wir heben nur soviel Geld ab, wie wir für den Test brauchen, in den Supermärkten kann man mit der Karte zahlen, und mehr als für diese Lebensmittel wollen wir in den drei Tagen im Land nicht ausgeben. So bleibt uns evtl. zurück tauschen und Verlust beim Tausch (oder Letztes-Geld-loswerd-Käufe kurz vor der Grenze) erspart. Die vielen Kaffees, Kneipen, Bars, die die Kroaten so lieben, bestaunen wir im Vorbeigehen.

In Karlovac können wir bei einem Couchsurfing Host, Marko, unterkommen. Das spart uns nicht nur die Gebühr für ein Hotel (müssen wir schon 132 € in den Test investieren) sondern bietet uns auch die grandiose Option der Hilfe eines Heimischen. Er checkt für uns noch einmal die kroatische Webseite des Testzentrums: hier heißt es, man muss einen Termin vereinbaren (auf den Touri-Info-Seiten, die wir gelesen hatten, hieß es: keine Termine für Ausländer). Er ruft noch mal an: ja, wir benötigen einen Termin. Online vereinbart er diesen für den folgenden Morgen für uns und fährt uns mit seinem Auto hin. Zunächst insistieren wir, wir könnten auch mit dem Rad hin, es ist nicht weit, doch er besteht darauf. Sind wir froh, als wir dort ankommen, dass er darauf bestanden hat: das ehemalige Kasernen-Gelände ist als Drive-in-Testzentrum aufgebaut und so konzipiert, dass jeder mit dem Auto kommt, hindurch fährt, im Auto getestet wird und wieder hinaus fährt. Keine Wartehallen also, keine Kontakte in den Warteschlangen. Da hätten wir mit den Rädern dazwischen komisch ausgesehen (falls sie es überhaupt erlaubt hätten).

Doch so sind wir froh, über die Entscheidung und auch über den Termin, stehen doch schon ein paar Autos vor uns, als wir 07:00 dort einfahren. Dann geht alles zügig, Zettel mit kroatischen Fragen ausfüllen (die gleichen wie am Tag vorher online schon mal, aber das ist wohl Kroatien, lassen wir uns erklären), Gebühr bezahlen, Fenster runter, Stäbchen in die Nase und dann noch eines in den Rachen. Wieder rausfahren. Marko fragt noch einmal nach dem Originaldokument für das Ergebnis. Gibt kein Original, nur eine E-Mail innerhalb von 24 Stunden. Wenn wir ein Original brauchen, sollen wir die E-Mail halt ausdrucken. Gut, das nehmen wir ebenso hin. Nun heißt es Daumen drücken, dass die E-Mail auch kommt.

So verbringen wir die Zeit bei Marko und seinen Kaninchen mit Blogarbeit, damit, Till noch 5 Zecken zu entfernen, die er wohl bei der Fahrt durch die slowenischen Nachtwiesen eingesammelt hat, und mit Warten. Wir sind froh, bei Marko warten zu können – falls etwas nicht klappt, kann er nochmal anrufen und uns helfen. Am Vormittag bekommt Till eine E-Mail mit der Quittung für die Zahlung. Ich bekomme keine. Nun bin ich nervös, doch Marko meint, dass muss nichts heißen, dann haben sie eben nur eine Rechnung gescannt. Alles noch ganz normal. Und was, wenn sie auch nur ein Ergebnis scannen? Am Nachmittag dann die Beruhigung: wir beide erhalten das Ergebnis per E-Mail. Negativ natürlich. Da auch kroatisch eine Amtssprache in Bosnien Herzegowina ist, brauchten wir keinen Aufpreis für eine Übersetzung zahlen. Wir beschließen auch zunächst, die E-Mail nicht auszudrucken, sondern es erst einmal mit dem elektronischen Bescheid zu versuchen.

Corona-PCR-Test-Ergebnis aus dem Test-Center in Karlovac

Zum Abschied zaubern wir für Marko am Abend Flammkuchen (‚German style Pizza‘), das klappt sehr gut – nicht so wie der Versuch von Rösti am Vorabend, welche als Pfannengerührtes endeten. Zum Glück entdecken wir bei der genauen Routenplanung am Abend noch, dass der von Komoot angestrebte Grenzübergang nur ein lokaler Übergang ist, kein internationaler. Na das wäre es ja noch gewesen, wenn wir mit dem Test alles hinbekommen und dann am falschen Übergang stehen und es damit vermasseln. Doch die Wartezeit bot genug Gelegenheit zur Vorbereitung und Überprüfung, so dass wir nochmal ein wenig Umplanen, nun noch weniger Kilometer in Kroatien haben, aber dafür die Strecke bis zur Grenze ohne Probleme in der 48 h-Frist zu schaffen ist – egal ob Testentnahmezeit oder Ergebnisüberstellzeit (steht beides auf dem Ergebnisbescheid).

Flammkuchen-Parade: wir bringen ein bisschen Deutschland nach Kroatien

Der folgende Tag beginnt sonnig und warm, die Temperaturen sollen auf 28°C steigen. Die letzten 40 Kilometer bis zur Grenze sind flach und wir können die Landschaft genießen. Die Tierwelt ist uns noch geläufig: Störche sitzen mit den Kleinen in den Nestern auf den Dächern. Die Pflanzenwelt ändert sich langsam: es gibt noch Kirschbäume, Walnuss und Kastanien, doch dazwischen sind auch Bäume, die uns unbekannt sind. Es gibt Fichten, die eher Trauerfichten sind und die Nadeln nach unten wachsen lassen. Hinter der Grenze liegt eine Nacht Wildcamping vor uns (nicht so dicht wie an der letzten Grenze versteht sich), in der nächstgrößeren Stadt Bihac dann haben wir eine Unterkunft gebucht, um mal die Sache mit den Videos anzugehen (Bildmaterial sortieren, schneiden, vertonen – für uns bislang alles noch Neuland). Diese Entscheidung soll sich noch sehr bezahlt machen!

You might also enjoy

Abwechslung vom Radreisealltag

Nach 7 Monaten Radreise waren wir an der Algarve, Südportugal angekommen. Die Feiertage haben wir ganz ruhig zu dritt verbracht, mit einem Weihnachtsspaziergang über die

Algarve und Geburtstagskuchen

Während wir noch in Lissabon verweilen, blicken wir bereits im Geiste in Richtung Algarve. Wenn wir dort überwintern wollen, sollten wir so langsam einen Plan

Portugals Atlantikküste bis Lissabon

Nun haben wir Portugal endlich erreicht. Als ich im Rückblick meine Notizen durchlas, meinte ich, von Erleichterung und Happiness zu lesen. Doch stattdessen herrscht da

5 1 vote
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

2 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
Klaus Möhn
3 Jahre zuvor

Hallo ihr zwei.
Vielen Dank für die Zeckenstatistik.
Nach dem Stand der Landkarte seid ihr ja schon durch Nordmazedonien durchgebrettert und südlich von Sofia; im tiefsten Bulgarien.
Darf man sich mittlerweise dort frei bewegen und sogar fotografieren ?
Ist es dort (teilweise) immer noch sehr ‚ländlich‘ ?
Wenn ihr in Edirne ankommt müsst ihr euch die Selimiye-Moschee anschauen. Weltkulturerbe !
Grüße
Onkel Klaus

2
0
Wir würden gerne wissen ob es dir gefällt?! Bitte hinterlasse einen Kommentar.x