Noch drei Fahrtage bis Santiago. Das Baby ist bereits halb sieben wach, es ist noch stockdunkel, doch dadurch können wir auf der 1. Etappe vor dem ersten Regen vom Anstieg um 500 m ein gutes Stück abarbeiten. Wir haben für die Pause ein Café ins Auge gefasst, schnell huschen wir hinein, um dem Regen und der Kälte zu entkommen. Es ist groß, es ist laut, und es ist voll. Massen! Und so geht es auch weiter. Häufig fahren wir auf kleinen Straßen die gleiche Route, die auch die Fußpilger nehmen. Massen! Wir müssen uns einen Weg hindurch klingeln, man kann kaum fahren. (Durch den Regen läuft es sich auf der Straße leichter, als auf den Wegen daneben mit Pfützen und Matsch). Es ist nicht schön und ich kann mir kaum ausmalen, wir das wohl im Sommer sein muss. Es regnet weiter und ich habe keine Lust mehr auf all das. Obwohl die Fahrt im Regen wenig begehrenswert und die 35 km anspruchsvoll sind, bin ich froh, dass Till gestern für heute bereits die Unterkunft gebucht hat. Die ist zwar schlecht bewertet, aber wir müssen nicht mit den Massen darum kämpfen. Das Zimmer ist für uns total ausreichend und es gibt sogar eine Badewanne! David kann planschen, das rettet den Tag.
Noch zwei Fahrtag bis Santiago. Ich will es einfach nur noch hinter mich bringen, daher fahren wir heute viel auf einer großen National Road zur gebuchten Albergue. Es gibt sogar etwas Rückenwind, das motiviert uns wieder, wir geben Gas und erreichen bereits am frühen Nachmittag die Herberge; und das Beeilen lohnt sich für David total: die Besitzerin ist ganz verrückt nach ihm (hat selbst drei Jungs), spielt mit ihm (er darf mit dem Schrubber spielen), dann bringt sie Spielzeug für ihn und am Morgen sogar noch neue Beißringe!
Der letzte Fahrtag. Wieder kreuzen dichte Pilgerströme unseren Weg, eine letzte lange Pause in einem Café, und am Nachmittag fahren wir noch einmal eine Abfahrt ins Tal, in dem Santiago de Compostela liegt. Es ist Mitte Oktober, doch noch immer kommen täglich 1600 Pilger hier an. Und wir sind drei davon. Wir haben es geschafft 5000 km und wir haben es tatsächlich vor dem Winter bis nach Santiago nur mit dem Rad geschafft. Wir sind geschafft und fertig mit der Welt (ich konnte Till gerade so noch motivieren, für ein Foto am Ortseingangsschild zu halten), doch auch ein bisschen stolz auf uns. Das wollen wir feiern und uns etwas Besonderes zum Abendessen gönnen. Nüscht. Es ist ein Nationalfeiertag und wirklich alles hat geschlossen. Sogar McDonald’s! Nur eine Tankstelle hat geöffnet, da finden wir ein Brot und in einer unserer Taschen noch eine Tüte Suppe. Kein Festmahl, aber es trübt unsere Stimmung nicht. Von hier an geht es entlang der Küste nach Süden. Ohne Pilgerströme, dafür mit Campingplätzen. Da wird alles besser.
Wir alle schlafen in dieser Nacht wenig. Das Baby hustet, ich bekomme schlecht Luft, Till schnieft. Alles wird besser?
Hallo ihr Verrückten 🙂
Vor (10 ?) Jahren bin ich gefragt worden, ob ich nicht nach Santiago (mit) pilgern wolle…
Nein…wollte ich nicht. Schon damals war es zu voll.
Ich muss diese ganze Pilgerei missverstanden haben…
Liebe Grüße
Onkel Klaus
Herzlichen Glückwunsch ! Den ganzen Weg mit dem Rad und Baby. Wir sind richtig stolz auf Euch.
Ganz liebe Grüße aus Steinpleis